Das scheint ein spannendes Jahr zu werden, wenn dann ab dem 01. Januar 2013 die Pflegereform 2013 in Kraft treten wird.
Die Grundidee hört sich wirklich toll an! Die Regierung möchte gern verhindern, dass pflegebedürftige Personen ins Heim müssen. Leider ist die Realität oft weniger Wohtätig, denn es wäre gar nicht genügend Geld in den Kassen, um alle pflegebedürftige Personen in einer vollstationären Einrichtung unterbringen und verpflegen zu können.
Stattdessen schlagen sich die Koalition und die Opposition gegenseitig die Argumente um die Ohren, um Wählerstimmen zu ködern.
Das ist eine unglaublich armselige Art mit den realen Nöten von pflegebedürftigen Menschen und deren pflegenden Angehörigen umzugehen. Ohne diese pflegenden Angehörigen würde heute gar nichts mehr laufen in Deutschland.
Jetzt kommt sie endlich, worüber alle schon seit langer Zeit reden, als wäre sie bereits da. Die Rede ist von der Pflegestufe 0. Toll, mehr Geld für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz (Demenz). Leider ist der wahre Gedanke auch hier ein anderer!
Menschen mit Demenz benötigen mehr Anleitung und Betreuung, statt pflegerische Leistungen.
Was ist das denn für ein Unsinn?
Ich zitiere dazu nachfolgend einmal die Richtilinien zur Begutachtung der Pflegebedürftigkeit (BRi):
Ein Hilfebedarf in Form der Beaufsichtigung und Anleitung ist nur zu berücksichtigen, wenn dieser bei den in § 14 Abs. 4 SGB XI genannten Verrichtungen erforderlich ist.
Der § 14 Abs. 4 SGB XI hat den nachfolgenden Wortlaut:
(4) Gewöhnliche und regelmäßig wiederkehrende Verrichtungen im Sinne des Absatzes 1 sind:
- im Bereich der Körperpflege das Waschen, Duschen, Baden, die Zahnpflege, das Kämmen, Rasieren, die Darm- oder Blasenentleerung,
- im Bereich der Ernährung das mundgerechte Zubereiten oder die Aufnahme der Nahrung,
- im Bereich der Mobilität das selbständige Aufstehen und Zu-Bett-Gehen, An- und Auskleiden, Gehen, Stehen, Treppensteigen oder das Verlassen und Wiederaufsuchen der Wohnung,
- im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung das Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung, Spülen, Wechseln und Waschen der Wäsche und Kleidung oder das Beheizen.
Jetzt ist mir persönlich in keiner Weise klar, wie ein Mensch mit attestierter eingeschränkter Alltagskompetenz in der Lage ist, selbständig an Verrichtungen wie Trinken, Essen, Körperpflege, Aufstehen und Zu-Bett-Gehen, usw. zu denken und dies dann auch noch zur sinnvollen Zeit ordnungsgemäß durchzuführen.
Da meine Frau und ich selbst seit über acht Jahren zur Gattung der pflegenden Angehörigen zählen, freue ich mich auf den Besuch der Staatssekretärin des Bundesgesundheitsministeriums „Frau Ulrike Flach“, die uns dann sicher gern vorführt, wie die tollen Neuerungen mit einer an Demenz erkrankten pflegebedürftigen Person im Alltag umzusetzen sind.
Aber vermutlich braucht ihm das nur einmal ausführlich erklärt zu werden…
Dann bleibt genügend Zeit, dass wildfremde Menschen (die gerade bei dementen Personen unglaublich beliebt sind), mit den pflegebedürftigen Personen Ball spielen, lesen, Spazieren gehen, usw.
Also, sehr geehrte Frau Flach:
Ich beziehe mich auf Ihre Aussagen im Artikel der WAZ und lade Sie hiermit herzlich zu einem Kaffee zu uns ein!
Endlich mal jemand, der offen seine Meinung schreibt und dabei anscheinend weiß wovon eigentlich wirklich die Rede ist. Bisher ist das zwar der einzige Beitrag in diesem Blog, aber ich freue mich jetzt schon auf „neues Futter“.