Endlich Pflegegeld trotz Demenz!?

Das Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) macht alles besser: Ab 01. Januar 2013 erhalten Pflegebedürftige mit Demenz endlich Pflegegeld!

Dazu ist nicht einmal mehr eine Pflegestufe notwendig und alle sind glücklich und zufrieden!

Wirklich alle?

Die Politik
Besonders im Wahljahr haben die Damen und Herren in Berlin es geschafft und die Pflegesituation verbessert – oder etwa nicht? Dazu später mehr…

Die Pflegekassen
Alles richtig gemacht! Herzlichen Glückwunsch und weiter so! Bisher waren es immerhin noch rund 7 Prozent, die sich mit einem Widerspruchsverfahren gewehrt haben. Ab 2013 werden es vermutlich noch weniger als 7 Prozent sein und ihr habt eure Ruhe. Warum das so sein könnte? Das erläutere ich noch…

Die Menschen
Pflegende Angehörige und Pflegebedürftige erhalten endlich finanzielle Unterstützung und brauchen sich nun gar nicht mehr um eine Pflegestufe bemühen…!? Ist das so oder werden die Bürger dieses Landes sowie die Mitglieder der Pflegekasse erneut an der Nase herum geführt? Auch dazu nachfolgend mehr…

Die zu befürchtende Realität ab 2013
Die beauftragten Gutachter (w/m) der gesetzlichen und privaten Pflegekassen richten sich noch weniger an die Richtlinien zur Begutachtung von Pflegebedürftigkeit als bisher. Das ist auch gart nicht notwendig, denn es gibt ja nun Geld für (fast) Jedermann. Geld beruhigt quasi die Gemüter. Dabei geht es gar nicht um Geld, es geht um Hilfe, um Unterstützung und es geht um das was Recht ist!

Auch hier möchte ich einen Ausblick aus der jeweiligen Sicht der Akteure darstellen. Nur diesmal so wie ich ihn wirklich sehe.

Die Politik
Ein sehr guter Arzt hat einmal zu mir gesagt, wenn Du Dir die Nebenwirkungen durchliest, dann bekommst Du sie auch. Genauso ist das mit Berichten und mit den Reden „großer Personen“. Wenn wir alle diese Meldungen häufig genug zu lesen, hören und vorgetragen bekommen, dann glauben wir den Inhalt und nehmen ihn genau so wahr, wie es die Berichterstatter sich wünschen. Das Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG), liebe Politikerinnen und Politiker, ist eine RIESENKATASTROPHE und nicht mehr! Sie öffnen den Pflegekassen damit weiter Tür- und Tor, sich nicht an gültige Gesetze und gültige Regeln halten zu müssen. Dafür im Namen des Volkes, vielen Dank!

Die Pflegekassen
An dieser Stelle braucht man nicht viele Worte machen, wie ich finde. Jetzt gibt es für die Menschen mit einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz (Demenz) ein „Handgeld“ und dann ist Ruhe. Der tatsächliche Hilfebedarf und die 24-Stunden-Hilflosigkeit wird dabei noch weniger berücksichtigt als vorher. Aber den Pflegekassen kann doch kein Bürger mit einem gesunden Menschenverstand einen Vorwurf machen. Pflegekassen sind im Grunde Unternehmen, wie alle anderen Wirtschaftsunternehmen auch. Wenn die Politik eines Landes es einem Unternehmen so einfach macht, die Ausgaben zu senken und die Einnahmen dabei gleich zu lassen, würde jeder Vorstand so arbeiten.

Die Menschen
Liebe Pflegebedürftige, liebe pflegende Angehörige, bitte lasst Euch nicht alles gefallen! In über 75 Prozent der abgelehnten oder ungerechtfertigten (zu geringen) Einstufungen wurden die Richtlininen und das Gesetz nicht eingehalten. Das wird sich auch durch das Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) nicht ändern. Suchen Sie sich professionelle Unterstützung und führen Sie – oder besser noch lassen Sie – ein Widerspruchsverfahren bis zum bitteren Ende führen. Es gibt Profis, die sich damit auskennen und dabei müssen keine unerschwinglichen Kosten für Sie entstehen.

Fazit
Leider gibt es für die vielen hundertausend freiwillig pflegenden Angehörigen auch durch das Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) erneut keine wirkliche und ernstgemeinte Hilfe und Unterstützung. Es gibt 120,00 EUR! Was soll damit passieren? Wie viele Stunden kann ein pflegender Angehöriger damit pro Monat entlastet werden?

Es wäre wirklich sinnvoller gewesen einfach die Anzahl der Pflegestufen zu erhöhen. Die Pläne für fünf Pflegestufen liegen bereits seit Jahren vor. Wenn schon Änderungen, warum dann nicht konsequent?!

Aber im Grunde spielt dies alles eine unter geordnete Rolle, so lange sich die Gutachter (w/m) verhalten dürfen wie die sprichwörtliche „Axt im Walde“ und die Pflegekassen entscheiden, wie es gerade beliebt.

1 Kommentar

  1. Da ich selbst vom Fach bin, möchte ich mich für den Beitrag bedanken! Leider darf ich das nicht offiziell sagen, da ich in einem Pflegestützpunkt arbeite und selbst Menschen berate (oder besser verwirre). Das hätte ich nicht besser schreiben können und ich bin mir sicher, dass eigentlich alle so denken, die sich auskennen. Leider sagt es kaum jemand. An alle pflegebedürftige Personen: Widerspruch lohnt sich immer – sucht euch Profis und wehrt euch!

Antworten